Am 3. Februar 2025 fällt der Startschuss für das europaweit erste Wasserstoff-Valley mit Fokus auf Industrieanwendungen, das in der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten umgesetzt wird. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der insgesamt 48 Partner werden sich in Graz treffen, um mit den Planungen für die 17 Projekte zu beginnen. Bis 2030 sollen in den drei Bundesländern 578 Millionen Euro investiert werden. Die EU unterstützt das Wasserstoff-Valley mit einer Start-Förderung von 20 Millionen Euro, die von der EU-Kommission bereits fix zugesagt wurde.
„Der Start des gemeinsamen Wasserstoff-Valleys ist ein Meilenstein für unsere drei Bundesländer. Als DIE Industrieregionen in Österreich sind wir besonders gefordert, die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben. Das Wasserstoff-Valley wird wesentlich dazu beitragen. Außerdem können wir damit unsere Position als international führende Regionen in der Wasserstoff-Forschung weiter stärken“, so Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschafts- und Forschungslandesrätin der Steiermark, Markus Achleitner, Wirtschafts- und Forschungslandesrat von Oberösterreich und Sebastian Schuschnig, Wirtschaftslandesrat von Kärnten.
10.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr
Die Projekte im Rahmen des Wasserstoff-Valleys umfassen die gesamte Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über den Transport bis zur Speicherung und Anwendung von grünem Wasserstoff. Geplant sind neue Anlagen, die mehr als 10.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr in den drei Bundesländern erzeugen sollen. Der Bedarf in der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten wird für 2028 auf über 13.000 Tonnen geschätzt.
Im gesamten Wasserstoff-Valley, das unter der Leitung des Forschungsinstituts WIVA P&G umgesetzt wird, sind 48 nationale und internationale Partner in 17 Projekten beteiligt. Diese setzen auf Anwendungen in der Industrie (56 Prozent), sowie in den Bereichen Energie (23 Prozent) und Mobilität (21 Prozent). Von den 17 Projekten werden je sechs in der Steiermark und Oberösterreich sowie fünf in Kärnten umgesetzt. Der Zeitplan sieht bis Ende 2026 die konkrete Planung vor, anschließend erfolgt die Errichtung der Anlagen, sodass diese bis Ende 2028 in Betrieb gehen können. Bis zum Jahr 2030 werden die Anlagen weiter optimiert werden. „Durch die Unterzeichnung des Fördervertrags wurde der nächste große Meilenstein für die Umsetzung des HI2-Valleys erreicht. Nun geht es um die Umsetzung der einzelnen Projekte innerhalb des Valleys und darum neue Synergien zu schaffen. Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit aller Valley-Partner in den nächsten sechs Jahren und hoffentlich auch darüber hinaus“, so Margherita Matzer, Projektleiterin HI2-Valley bei WIVA P&G.
Zudem wird die geplante Wasserstoffpipeline „SoutH2Corridor“, die eine Strecke von knapp 4.000 Kilometern von Nordafrika über Italien und Österreich weiter nach Deutschland umfasst, beim weiteren Wasserstoff-Ausbau vor Ort berücksichtigt. Erst vor wenigen Tagen wurde bei der Ministerkonferenz in Rom durch Österreich, Deutschland, Algerien, Italien und Tunesien die Absichtserklärung zur Entwicklung dieses südlichen Wasserstoffkorridors unterzeichnet.
Energieintensive Industrie im steirischen Fokus
Gerade die in der Steiermark stark vertretenen und sehr energieintensiven Wirtschaftssektoren Stahl, Zement und Rohstoffe gelten laut EU als die am schwersten zu dekarbonisierenden Industrien. Umso essenzieller ist hier der Einsatz von grünem Wasserstoff. Auch deshalb, da der in diesem Bereich teilweise schon jetzt eingesetzte konventionell erzeugte Wasserstoff in der EU bis 2030 auf 50 Prozent grüne Erzeugung umgestellt werden soll. Hier besteht also hoher Handlungsbedarf, diese Sektoren werden allesamt in der Steiermark im Wasserstoff-Valley pilotartig dekarbonisiert. Durch die im Rahmen des Wasserstoff-Valleys in der Steiermark errichteten Anlagen sollen ab 2028 rund 5.500 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert werden.
Laut „Masterplan Grüne Energie 2040“ der steirischen IV und der Energie Steiermark rechnet die heimische Industrie damit, bereits in zehn Jahren mit 2,8 bis 4,6 TWh mehr Wasserstoff als Strom zu benötigen (derzeit 2,4 TWh, 2035 rund 3,4 TWh). Bis 2030 werden rund 0,6 TWH oder mehr als 18.000 Tonnen grüner Wasserstoff jährlich aus lokaler Produktion benötigt.
Lokale Produktion schafft 1.000 Jobs
Im Green Tech Valley Cluster und dem ACstyria sind bereits jetzt rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung und Industrie im Bereich Wasserstoff beschäftigt, beispielsweise bei der Andritz, der AVL, dem HyCentA, der Montanuniversität Leoben oder der TU Graz. Um den zuvor genannten Bedarf an grüner Wasserstoffproduktion von 18.000 Tonnen bis 2030 zum größten Teil regional zu erzeugen, würde das laut aktuellen EU-Studien weitere rund 1.000 Jobs bringen.