Weiß-grüne Innovationen und Initiativen
Österreich hat sich das hohe Klimaziel gesteckt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Der Wärmesektor gilt in diesem Zusammenhang als besonders relevant, denn Wärme- und Kälteversorgung machen hierzulande rund 50% des Gesamtenergiebedarfes aus. Die Steiermark gilt bereits als Vorreiter auf dem Weg Richtung Klimaneutralität. Ein Paradebeispiel ist die Gemeinde Mürzzuschlag. Im Rahmen von „ThermaFLEX“, einem vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekt unter der Leitung des AEE – Institut für nachhaltige Technologien wird dort die Machbarkeit einer emissionsfreien Wärmeversorgung demonstriert. Dazu wird das bestehende Biomasse-Heizwerk mit einer großen solarthermischen Anlage inklusive Speicher kombiniert. Diese liefert dann über die Sommermonate die benötigte Wärme aus leistbarer, nachhaltiger und regionaler Sonnenenergie. Der Vorteil für die Bürgerinnen und Bürger: Mehr Unabhängigkeit von teuren Energieimporten aus dem Ausland. In Zeiten von steigenden Gaspreisen und Versorgungsengpässen ein echtes Plus. Zudem bleibt die Wertschöpfung im Land.
Auch in der Solarstadt Gleisdorf wird an der Dekarbonisierung des Fernwärmenetzes gearbeitet. Hier baut man unter anderem auf eine Sektorkopplung mit der örtlichen Kläranlage und somit auf Wärme aus Biogas und Abwasser. Mit dem innovativen Konzept können künftig am Standort über 1300 Tonnen an CO2 pro Jahr vermieden werden. Schon im Spätsommer 2022 soll die Anlage in Betrieb gehen. In der Fernwärmezentrale wird dem Abwasser Wärme entzogen und in das Gleisdorfer Wärmenetz eingespeist – dieses Konzept ist österreichweit einmalig.
Eine weitere Vorzeigeumsetzung befindet sich in Leibnitz. Die Stadt und ihre umliegenden Gemeinden wollen ihre Wärme ebenfalls zu 100 % aus Erneuerbaren Energien beziehen. Dazu wurden bereits im Vorjahr zwei bestehende Nahwärmenetze zusammengeschlossen und ein intelligentes Regelungskonzept entwickelt. Durch den netzübergreifenden Wärmeaustausch können rund 45 % der CO2-Emissionen eingespart werden, unter anderem auch, weil der Gaskessel nicht mehr so oft läuft.
Die Energiewende in der Realität proben
Das wollen auch die steirischen Regionen Weiz, Murau und das Murtal. Dort hat man im Rahmen der FTI-Initiative „Reallabor“ den Zuschlag bekommen, an der Entwicklung eines umfangreichen Maßnahmenplans zur Dekarbonisierung des Energiesektors zu arbeiten. Ziel ist es, die konkreten Regionen zu 100 % aus Erneuerbaren zu versorgen. Dabei spielen viele Bereiche, wie zum Beispiel Strom, Wärme aber auch Mobilität eine Rolle. Bei der Umsetzung werden die Regionen von zahlreichen Kooperationspartnern aus dem Green Tech Valley unterstützt. Sie greifen beispielsweise bei der Simulation von alternativen Technologien zur nachhaltigen Energieversorgung in der Industrie unter die Arme. Diese zählt mit knapp 40 % immer noch zu den größten Verbrauchern. Getestet werden aber auch unterschiedliche Verfahren zur Herstellung von flüssigem Kraftstoffen aus elektrischem Strom. Wichtiger Punkt: Die grünen Alternativen zur Energieversorgung müssen unter realen Bedingungen bestehen. Als zentrale Aufgabe zählt für die Regionen auch, die Bewohnerinnen und Bewohner als aktive Mitgestalter in die Transformation miteinzubeziehen.
Technologie-Hotspot für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft
Die Steiermark gilt international als der Technologie-Hotspot für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft. Mit 20 globalen Technologieführern innerhalb einer Fahrstunde bildet der Standort eine der höchsten Unternehmenskonzentrationen dieser Branche. 15 Forschungszentren bringen ihre Expertise zur Weiterentwicklung innovativer grüner Technologien ein. Das Green Tech Valley, das von der Steiermark aus wächst, steht für geballte Innovationskraft auf dem Biomasse-, Solar-, Wasserkraft- und Recyclingsektor. 2000 Forschende und über 260 Unternehmen arbeiten hier an den grünen Lösungen der Zukunft.