Die Umwelttechnik-Wirtschaft in Österreich zeigt auch in gesamtwirtschaftlich herausfordernden Zeiten eine äußerst starke Entwicklung. Dies zeigen die ersten Ergebnisse einer neuen Studie zur Umwelttechnik-Wirtschaft in Österreich. Beim Green Tech Summit des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) wurden dazu bereits erste Einblicke in die hervorragenden Entwicklungsdaten gewährt. „Wir beobachten seit Jahren eine sehr starke Dynamik in der österreichischen Umwelttechnik-Wirtschaft und die ersten Ergebnisse zeigen, dass diese Branche ihre Erfolgsgeschichte fortschreibt“, betonte SC DI Christian Holzer (BMK) in seinen Begrüßungsworten zum zweiten Green Tech Summit 2024, der diesmal wieder als Onlinemeeting durchgeführt wurde und führte weiters aus: „Vor allem mit der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie zur umfassenden Verminderung von Ressourcenverbrauchs und Treibhausgasemissionen sowie Vermeidung von Abfällen und Umweltverschmutzung hat das BMK unter Einbindung zahlreicher Stakeholder ein Dokument vorgelegt, mit der die Umgestaltung der österreichischen Wirtschaft und Gesellschaft in eine klimaneutrale, nachhaltige Kreislaufwirtschaft bis 2050 gelingen wird.“ Wichtig für das BMK sei dabei von Anfang an auch die Digitalisierung mit der Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu verschränken, um so das hohe Synergiepotenzial zu nutzen, so Holzer.
Positive Entwicklung der Branche
Auch eine Blitzumfrage unter den anwesenden Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern bestätigte die positiven Impulse und Erwartungen innerhalb dieses Wirtschaftssektors. Über 40% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerteten ihre aktuellen Marktentwicklungschancen als „steigend“. Als wichtigstes Strategieelement wurde dabei die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleitungen gewertet (67%) gefolgt von der Erschließung neuer Marktsegmente (17%).
Einen tieferen Einblick in die aktuelle Performance der österreichischen Umwelttechnik-Wirtschaft gab Dr. Alexander Kaufmann vom Industriewissenschaftliches Institut (IWI) bei der Präsentation der aktuellsten Studie Umwelttechnik – Wirtschaft 2024 (Datenbasis 2023): „Die Branche hat sich über die letzten vier Jahre wieder sehr erfreulich entwickelt und zeigt in sämtlichen Bereichen (Umsatz, Beschäftigung und Exportsteigerungen)“, so Kaufmann. Dies sei umso bemerkenswerter, da sich die gesamtwirtschaftliche Situation aktuell als sehr herausfordernd gestalte, so Kaufmann.
Digitalisierung für Kreislaufwirtschaft unumgänglich
Danach zeigten Experteninnen und Experten aus der Forschung und Beratung aktuelle Trends, Investitionen und Innovationen im Bereich der Digitalisierung, die das Wachstum der Umwelttechnik und Kreislaufwirtschaft weiter unterstützen können. DI Dr. Renato Sarc von der Montanuniversität Leoben berichtete dazu über die neuesten Ansätze und Aktivitäten im Bereich der kooperativen und experimentellen Forschung. Besonders wichtig für eine umfassende Kreislaufwirtschaft sei die Digitalisierung sämtlicher Stoffströme, so Sarc. „Auch modernste KI-Lösungen in diesem Bereich können viel dazu beitragen, dass effektivere Sammel- und Sortierergebnisse von Wertstoffen erzielt werden können“, erklärte Sarc. Die Kreislaufwirtschaft benötige dringend eine umfassend digitalisierte Abfallanalytik und die dazu nötigen Methoden, Standards und Normen: „Wir müssen jetzt den Übergang der Abfallwirtschaft in die digitale Welt gestalten, um hochwertigste Materialien im Produktionszyklen halten zu können, die am dringendsten gebraucht werden“, bekräftigte Sarc.
Hannah Zühlke vom Roland Berger Institut in Stuttgart weitete die Notwendigkeit der Digitalisierung auf die Ebene der gesamten Supply Chain aus, um die Kreislaufwirtschaft erfolgreich umzusetzen. „Wir müssen das lineare, eindimensionale Stoffverwertungsdenken aufgeben und in Zukunft multidirektional denken, damit alle in Produktions- und Konsumprozessen befindlichen Materialien auch wieder dorthin gelangen können, wo sie letztlich gebraucht werden und neue Produktion ermöglichen“, schilderte Zühlke. Dazu sei die Digitalisierung und transparente Erfassung der gesamten Wertschöpfungskette unumgänglich, da die Wertstoffströme zum Teil hochgradig komplex und heterogen seien. „Die wenigsten Unternehmen, die relevante Materialströme in ihren Produktionsprozessen verwerten, haben auch die nötige Visibilität und Transparenz ihrer Prozesse aufgebaut, um eine Basis für die Kreislaufwirtschaft zu schaffen“, so Zühlke. Hier gelte es nun anzusetzen und ein Umdenken in der Industrie und Wirtschaft in Gang zu bringen, das effektive Materialzyklen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft auch tatsächlich ermögliche.
Megatrend Digitalisierung
In der darauffolgenden Diskussion wurden etwa von Wolfgang Plösch, Geschäftsführer von Habemax, erste Initiativen seines Unternehmens geschildert, die die Datengenerierung verwendeter Materialien verbessern sollen, um die Recyclingfähigkeit seiner Produkte zu erhöhen. Ewald Selvicka, Geschäftsführer von AEE Intec, betonte wiederum die hohe Notwendigkeit Materialströme in der Bauwirtschaft detailgenauer zu erfassen und damit letztlich auch die Qualitätssicherung in diesem wichtigen Bereich zu steigern.
In seinen Schlussworten bekräftigte DI Andreas Tschulik (BMK) zusammenfassend erneut die Relevanz des „Megatrends Digitalisierung“ für die Umwelttechnik- und Kreislaufwirtschaftsbranche, um auch den positiven Trend der vergangenen Jahre fortsetzen zu können. Die anstehenden Planungen seitens des BMK würden auch ganz besonders diesen wichtigen, zukunftsträchtigen Bereich – etwa hinsichtlich Forschungs- und Innovationsförderung – unterstützen.
Download Präsentationen:
Renato Sarc: Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung-BMK
Hannah Zühlke (folgt)