Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und herausfordernder Rahmenbedingungen bleibt die Gründungsdynamik in Österreich stabil. Seit 2020 gehen zwar weniger neue Unternehmen an den Start, doch diese zeigen eine höhere Resilienz und Stabilität als in vergleichbaren Ländern. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass Qualität zunehmend vor Quantität steht.
Die Rate der Jungunternehmen liegt bei 6,6 % Anteil an der Bevölkerung, wobei sich wieder etwas mehr Personen in der Vorgründungsphase befinden. Erfreulich ist die weiterhin hohe Rate etablierter Unternehmen mit 7,9 %, bei der Österreich im europäischen Vergleich deutlich besser abschneidet. „Diese Stabilität zeigt, dass unser Standort nicht nur ein Sprungbrett für Unternehmensgründungen ist, sondern auch die Rahmenbedingungen bietet, um langfristig erfolgreich zu wachsen. Wir schaffen ein Umfeld, in dem Innovationen gedeihen, Investitionen sicher sind und Unternehmen nachhaltig Wert schaffen können – für die Wirtschaft, die Gesellschaft“, betonte Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (BMAW) beim GEM-Launch-Event in Wien.
Älter, gebildeter, nachhaltiger
Unternehmertum in Österreich verändert sich: Das Durchschnittsalter der Jungunternehmer:innen steigt auf 42 Jahre, was insbesondere auf eine stärkere Gründungsdynamik in älteren Altersgruppen ab 55 Jahren zurückzuführen ist. Gründer*innen haben zudem deutlich höhere Bildungsabschlüsse als die Gesamtbevölkerung. Der Anteil von Gründungen durch Frauen steigt, jedoch stehen sie weiterhin vor herausfordernderen Rahmenbedingungen als Männer.
Gleichzeitig gewinnt nachhaltiges Unternehmertum an Bedeutung, was Österreich mit einem international dritten Platz unter 56 Ländern unterstreicht. „Der aktuelle GEM zeigt, mit welchen Stärken das unternehmerische Ökosystem in Österreich auch in herausfordernden Zeiten überzeugt. Gleichzeitig werden Potenziale sichtbar, etwa bei der Finanzierung, der Digitalisierung der Unternehmensgründung oder dem Ausbau der Kinderbetreuung“, unterstreicht Verena Eugster, Bundesvorstandsmitglied Junge Wirtschaft in der WKÖ.
Österreichs Jungunternehmen: innovativ und mit Potenzial bei Spin-offs
Zwei von drei Jungunternehmen in Österreich sind innovationsbasiert, jedes fünfte agiert als innovativer Nischenplayer. Ungenütztes Potenzial zeigt sich bei Spin-Offs oder der digitalen Transformation, die vor allem Datenschutzbedenken bremst. „Start-ups und Spin-offs sind essenziell für Österreichs Innovation. 2024 investierte die FFG über 90 Mio. Euro in FTI-Jungunternehmen. Diese Förderung muss gesichert und ausgebaut werden, um das Potenzial von Spin-offs noch besser zu heben“, so Dr. Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
Unternehmerisches Umfeld: Infrastruktur glänzt, Unsicherheit und Kosten bremsen
Österreichs Infrastruktur und Förderprogramme zählen weiterhin zu den besten weltweit und belegen im internationalen GEM-Vergleich Rang 2. „Die GEM-Studie bestätigt Österreichs Spitzenplatz im europäischen Vergleich bei Förderprogrammen. Als Förderbank des Bundes unterstützt die aws ganz gezielt Start-ups – vom Finanzierungsvolumen des aws-Kerngeschäfts fließen rund ein Drittel in die Förderung dieser – mit Angeboten, was gerade für junge innovative Unternehmen in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten von entscheidender Bedeutung ist“, so Bernhard Sagmeister und Gerfried Brunner, Geschäftsführung Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws).
Dennoch bremsen Verunsicherung und steigende Kosten das Gründungsgeschehen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung sieht zwar Gründungsmöglichkeiten, doch nur 7,5 % planen tatsächlich eine Unternehmensgründung in den nächsten drei Jahren. Das lässt auf eine weiterhin niedrige Gründungsdynamik schließen. „Wir sehen vor allem bei jenen einen sprunghaften Anstieg bei der Angst vor dem unternehmerischen Scheitern, die Möglichkeiten für eine Gründung sehen“, so Christian Friedl, Studienleiter des Global Entrepreneurship Monitor Austria.
Download der Studie und Kurzfassung: https://www.gemaustria.at
Partner.innen: BMAW, WKÖ, BMK, aws, FFG, GIN, WKW, eXplore!, WU Wien, EY Austria, Joanneum Research und FH JOANNEUM
Rückfragen & Kontakt GEM
FH JOANNEUM
Christian Friedl
E: christian.friedl@fh-joanneum.at
[Quelle: OTS, 13.3.2025]