Neues CD-Labor für nachhaltige Aluminiumlegierungen in Leoben

Am Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie wurde ein neues Christian Doppler (CD)-Labor eröffnet, das sich der der Erforschung von Verformungs-Ausscheidungs-Interaktionen in Aluminiumlegierungen mit hohem Recyclinganteil widmet.
Laborleiterin Dr. Irmgard Weißensteiner. Foto: © MUL/Stöbbauer.

Nachhaltigkeit im Fokus: Aluminium effizienter nutzen

Aluminium spielt eine Schlüsselrolle im Leichtbau der Mobilitäts- und Transportbranche. Die Herstellung von Primäraluminium ist jedoch äußerst energie- und emissionsintensiv. Das Team um Laborleiterin Dr. Irmgard Weißensteiner erforscht nun, wie Aluminiumlegierungen mit hohen Anteilen an recyceltem Material hergestellt werden können. „Recyceltes Aluminium benötigt in seiner Herstellung 95 Prozent weniger Energie als Primäraluminium“, erklärt Weißensteiner.

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer betont: „Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts ist abhängig von unserem Innovationsgrad und einer starken Industrie: Dazu brauchen wir Forschung und einen kontinuierlichen Wissensausbau. Das CD-Labor hilft uns, nachhaltiger zu produzieren und neue, leistungsfähige Materialien aus recyceltem Aluminium zu entwickeln. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts. Ich wünsche Laborleiterin Irmgard Weißensteiner und ihrem Team dabei viel Erfolg!“

Der zunehmende Einsatz recycelten Aluminiums bringt Herausforderungen mit sich: Verunreinigungen aus Schrottmischungen können die Materialeigenschaften beeinflussen, eröffnen aber auch neue Steuerungsmöglichkeiten. Bestimmte Elemente sowie gezielte Verformung könnten genutzt werden, um Mikrostrukturen zu modifizieren und damit mechanische sowie chemische Eigenschaften zu steuern.

Laborleiterin Dr. Irmgard Weißensteiner erklärt: „Wir wollen die Wirkung unterschiedlicher Mikrostrukturelemente genau verstehen, um gezielt Mechanismen zu nutzen, die Materialeigenschaften trotz hoher Verunreinigungsgrade optimieren.“ Die Erkenntnisse sind entscheidend für die Entwicklung nachhaltiger Hochleistungslegierungen.

Wissensvorsprung für die Industrie

Angesichts des steigenden Bedarfs an nachhaltigen Hochleistungsprodukten wird es immer wichtiger, Materialien mit einer geringen CO₂-Bilanz zu entwickeln. „Mit diesem CD-Labor wollen wir nicht nur neue Erkenntnisse gewinnen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich stärken“, betont Weißensteiner. Das Ziel ist es, nachhaltige Aluminiumlegierungen so zu verarbeiten, dass sie den hohen Anforderungen der Luftfahrt- und Transportindustrie gerecht werden.

Die Forschungsergebnisse des neuen CD-Labors könnten einen wichtigen Beitrag leisten, um die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Materialien in einer zukunftsorientierten Wirtschaft zu decken.

Zusammenarbeit mit der Industrie

Da die Herstellung von primären Aluminium 20 mal so viel Energie benötigt wie dessen Recycling, ist das Verständnis dieses Prozesses besonders im Hochlohn- und Hochpreisenergieland Österreich von essentieller Bedeutung. Mit Schrotten als Einsatzmaterial kommen bei der Metallherstellung jedoch unweigerlich Verunreinigungselemente in das Material, was meist eine Verschlechterung der Werkstoffperformance bedeutet.
Das grundlegende Verständnis der Bildung von Primär- und Sekundärphasen kann es jedoch zukünftig ermöglichen, durch gezielte Prozessführung deren Bildung systematisch so zu beeinflussen, dass diese nachteiligen Effekte nicht nur vermieden werden, sondern sogar die Eigenschaften verbessert werden. Dazu der Industriepartner AMAG: „Wir müssen den Werkstoff und die darin gebildeten Cluster und Ausscheidungen bis auf atomare Ebene verstehen, um dann diese Erkenntnisse gezielt im industriellen Fertigungsprozess nutzen zu können.“

[Quelle: https://www.unileoben.ac.at/neuigkeiten]

Weiterer Lesestoff dazu:

Batterie-Recycling von morgen

7,45 Millionen Euro EU-Förderung für effiziente Vorbehandlung von Lithium-Ionen-Batterien

 Lithium-Ionen Batterien sind essenziell für Elektromobilität, erneuerbare Energien und zahlreiche elektronische Geräte. Da Europa den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft anstrebt, sollen Batterien eine entscheidende Rolle in der Strategie spielen, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen in diesem Zusammenhang müssen jedoch dringend angegangen werden, um entsprechende Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Das BeyondBattRec-Projekt, das im Rahmen des Programms „Horizon Europe“ mit 7,45 Millionen Euro finanziert wird, steht bei diesen Bemühungen an vorderster Front.

Trotz der Bedeutung von Lithium-Ionen-Batterien für die Erreichung der Klimaziele der EU schränkt die Ineffizienz der derzeitigen Recyclingverfahren die Rückgewinnung wertvoller Materialien ein, erhöht die Umweltbelastung und verstärkt die Abhängigkeit von Importen. Hier setzt das Konsortium von BeyondBattRec an: Unter Leitung der Aalborg University in Dänemark arbeiten 12 führende Partner aus sieben Ländern, darunter VARTA Microbattery GmbHSiemensAccurec Recycling GmbHAndaltec, UVR-FIA GmbH, Shift Materials, University of Jaén, EurA AG, Coventry University, ACIB GmbH (aus Österreich) und Tes AMM, an innovativen Recyclingtechnologien.

Ziel ist die effiziente Rückgewinnung von bis zu 95 % kritischer Metalle wie Kobalt, Nickel und Kupfer sowie 70 % Lithium. So sollen Abfall und Emissionen drastisch reduziert und die europäische Ressourcenunabhängigkeit gestärkt werden. Im Mittelpunkt des Projekts stehen neue Verfahren zur Sortierung, Deaktivierung, Demontage und Rückgewinnung von Batteriematerialien. Zudem wird die Skalierbarkeit für die industrielle Anwendung geprüft. Durch umfassende Technologiefolgenabschätzungen wird sich das Projekt mit Materialrecyclingquoten, Null-Abfall-Zielen, Emissionsreduzierungen und sozioökonomischen Vorteilen befassen, die in den EU27-Ländern und den assoziierten Staaten realisiert werden könnten.

Die Vision von BeyondBattRec geht über technologische Fortschritte hinaus. Das Projekt zielt darauf ab, Europa als Vorreiter bei innovativen Batterierecyclingtechnologien zu etablieren und eine zirkuläre Wertschöpfungskette aufzubauen, die sowohl das industrielle Wachstum als auch den gesellschaftlichen Nutzen fördert. Durch die Stärkung der industriellen Widerstandsfähigkeit und der Ressourcenunabhängigkeit der EU unterstützt das Projekt direkt die Ziele des Europäischen “Green Deal” und erleichtert die nachhaltige Transformation des Energie- und Verkehrssektors.

Weitere Informationen: www.beyondbattrec.eu

[Quelle: OTS acib, 3.3.2025]

Kontakt

Veronika Pranger
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